Pilgern

2024

Mögen die Strassen ….

28.04. 2024

Nach einigen Tagen der Aufregung in der wir Packen und Arbeiten miteinander verbanden, sind wir heute dabei uns von  Zuhause loszureißen. Nicht alles ist erledigt das Zuhause nicht auf unsere Rückkehr vorbereitet umd doch haben wir es geschafft. Bei kaltem Wetter und strömenden Regen begeben wir uns auf unsere diesjährige Pilgertour.
Dankbar und zufrieden nehmen wir die Herausforderung an, all unsere Infrastruktur gegen einen 35l fassungsvermögenden Rucksack zu tauschen.
Auto, Deutschlandticket und E-Bike tauschen wir gegen ein paar Wanderschuhe. Die Kleidung auf das Nötigste destilliert. Selbst erstaunt wie wenig reicht und dann los. Nun sitzen wir in einem  Zug nach Paris. Von da an weiter vom Gare Austerlitz bis La Souterraine. Heute also noch keine langen Wege, keine müden Füße und trotzdem voll beschäftigt mit Abschalten, Abschütteln,Loslassen.

Reise Geschwindigkeit 312 km/h

Wir rasen in Windeseile über plattes Land. Alles sind wir bereits gelaufen mit  den eigenen Füßen. Nun fliegen wir über Land. Ich erinnere mich an einen Artikel von Johann Heinrich Hansjacob. Darin schreibt er wie erschrocken er über das schnelle Reisen mit der Reichsbahn (in der Weimarer Zeit)  ist, das die Überquerung ganzer Täler das Zeitgefüge verrückt- verrückt, wenn dieser gute Mann auch nur einen Tag in dieser eng getackteten Zeit leben würde. Voller Termine immer und überall erreichbar mit Informationen überfüllt, ich wäre gespannt. Um so mehr freue ich mich nun auf über 30 Tage absoluter Entschleunigung. Ich bin gespannt ob mir dies gelingt.

2023

Bis auf den letzten Schritt 31.05.

Nach einer unruhigen Nacht packen wir unsere Sachen und hinterlassen unseren Donativo und einen vollen Eimer, von dem niemand wusste wohin damit. Im lokalen Einzelhandelchen gibt es um 8.30 noch kein Brot. So fällt das Frühstück mit Reiswaffel und Schokokeks eher spärlich aus. Glücklich genießen wir unsere letzte Etappe für dieses Mal, nehmen uns in den Kirchen Zeit für eine Abkühlung. An anderem Ort holen wir bei einem Bäcker unser Frühstück nach.

Überraschend finden wir einen Pilgerrastplatz mitten im Wald. In einem Kasten ist ein Gedenkbuch, in das man sich einschreiben kann. Und siehe da, zwei Pilger vor uns, hat sich die Irin in das Buch eingetragen.

Gegen Abend kommen wir in La Souterraine an. Eine angeblich mittelalterlich geprägte Stadt. Sehr schön und mittelalterlich sind die beiden Kirchen von der die eine als Ausstellungsort und Fablab umfunktioniert ist.

Wichtig für uns ist der Bahnhof. Er ist unser Abreiseort. Der nächste Bahnhof ist in Limonges und das wäre für die restliche verfügbare Zeit zu weit. Aber der Wunsch weiter zu laufen und sich ein paar Monate Zeit zu nehmen steckt uns sehr wohl in der Nase. Die letzte Nacht verbringen wir in einem kleinen Hotel am Johannestor, das dritte mittelalterliche Gebäude.

Kunst Kulinarik & Natur 30.05.

Das Chalet verlassen wir pünktlich gegen 9.00 Uhr. Die Touristinformation verleiht uns einen Stempel. In der Boulangerie holen wir uns ein leckeres herzhaftes Frühstück. Sabine liebt, was Franzosen für Pizza halten. Und dann gehen wir ein Stück weiter auf unserem Weg. Heute ist die Gegend entschieden bergiger. Dafür an vielen Stellen im Schatten.

Gegen Mittag erreichen wir Crozant. In einer Flusschleife auf der „Halbinsel“ steht eine Burgruine. Der Ort selbst ist auf einem Hügel über der Ruine gelegen. Er war die Wahlheimat des Impressionisten Armand Gullaumin, einem Freund von Monet und van Gogh. An der Kirche ist ihm ein Denkmal errichtet.

In der Auberge (Gault Millau / 2 Kochmützen) wird ein Pilgermenue für 6.50€ angeboten. Es besteht aus einer Schüssel Rissotto bzw. ein hervorragendes Tabaule. Mit Pastis, Wein, Dessert und Kaffee bezahlen wir 25€ und sind glücklich.

Aus Crozant heraus laufen wir auf einem Künstlerpfad, der auch ohne die Bilder als Vergleich, schön von seinem Charakter, ein phantastischer Weg ist. Alte Mühlen, felsige Pfade, Felswände und ein Wildbach, der zum Planschen einläd. Dazu ein einsamer Fliegenfischer und eine nackte Wassernixe, die aus Pietätsgründen nicht fotografiert wurde.

Abends kommen wir in La Chapelle Baloue an, wo wir eine Nacht im Refugio Colibri verbringen. Zusammen mit einem frisch verrenteten belgischen Paar teilen wir uns für eine Nacht ein Zimmer. Hier ist alles Bio. Das Haus scheint einer jungen Frau und ihrem Freund zu gehören. Ich habe das Gefühl, das also machen die Jungen Öko-Aktivisten, wenn sie nicht gerade Baumhäuser besetzen.

Besonders ist auch die Trockentoilette im Emaileimer, aber für eine Nacht haben wir auch das überlebt.

Die Mühle klapp(er)t nicht 29.5.

Heute verlassen die Pilger in drei Etappen das Refugium. Als erste geht die Irin, die seit 6 Uhr in Küche und Dusche unterwegs war und bei unserem Aufstehen (7.30) gerade die Herberge verlässt. Dann der Holländer, der nach uns aufsteht, aber in Windeseile auch schon schnellen Schrittes auf und davon ist. Er läuft jeden Tag 30km und mehr und muss sich beeilen. Und anschliessend wir, die wir letztendlich im Urlaub sind. Die Strecke ist abwechslungsreich.

Am Anfang überqueren wir ein altes Viadukt, welches zur Fußgängerbrücke umfunktioniert ist. So überqueren wir auf ca. 100m Höhe ein Tal, ein beeindruckendes Erlebnis. Danach geht es weiter. Heute möchten wir ein Gästezimmer an der Mühle von Chateaubrun beziehen. Hier gibt es einen Campingplatz, ein Restaurant und Gästezimmer. Das Ganze ist sehr romantisch gelegen. Es liegt in einem schönen Tal unterhalb des kleinen Ortes Cuzion. Hier machen wir eine letzte Pause, trinken unser Wasser aus und treffen zufällig die junge Irin von heute morgen wieder. Zu dritt laufen wir das Tal hinab und finden nach steilem Abstieg die Mühle, die leider geschlossen ist.

Nach einiger Ratlosigkeit, beschließen wir weiter zu dem Refugium zu gehen, in welchem die Irin einen Platz hat. Hierfür überqueren wir den Fluss und steigen bei großer Hitze ebenso steil wieder bergauf. Unsere Wanderung verlängert sich so ungewollt auf 25km. Zu dem 5km entfernten Eguzon. Am Ortsschild beschließt die Irin bei der Gastmutter nachzufragen, ob noch Platz im Refugium wäre. Dem ist nicht so und nun stehen wir da, erschöpft, ohne Wasser und Unterkunft. Zum Glück hat Eguzon einen Campingplatz. So mieten wir ein Chalet zu hohen Preis, lassen uns aber von einem Burger in Camping-Restaurant verwöhnen.

Drei Tropfen Blut 28.5.

Heute geht es wieder eine größere Strecke. Trotz der angesagten Hitze laufen wir 19km bis Cluis. Die Landschaft ist schön und abwechslungsreich. In der Mitte der Tour liegt Neuvy Saint Sepulchre, eine kleine französische Stadt, mit einer berühmten Kirche. Die runde Kirche ist der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden. Und aus einem der Kreuzzüge wurden hier 3 Tropfen von Jesu Blut in den Reliquienschrein verstaut. Nun gut, 1000 Jahre alte Blutstropfen..

Als wir gegen 12.00 Uhr ankommen ist gerade Pfingstgottesdienst. Wir machen daher vor der Kirche Rast und essen. Nach dem Gottesdienst besuchen wir die Kirche. Sie ist schön und imposant.

Die Nacht verbringen wir in einem Refigium in Cluis. Beim Einkauf fragt uns der Besitzer der Episterie, ob wir bereits einen Schlafplatz haben. Nachdem wir verneinen, schließt er kurzerhand den Laden und macht uns das örtlichen Refugium auf, in dem wir eine Nacht verbringen. Später stößt noch eine junge Irin und darauf ein holländischer Philosophiestudent hinzu, sodass wir die Nacht zu viert verbringen.

Klein aber Oho 27.5.

Wir ziehen heute aus dem sehr schmucken Städtchen „La Chatre“. Die katholische Pilgerstätte haben wir hinter uns und gefrühstückt haben wir aus unseren Vorräten. Unsere Wegstrecke ist heute nur kurze 10 km weit, bis zur Nachbarstadt Sarzay. Im Touristoffice, in dem wir noch einiges klären wollen wegen der nächsten Pilgerunterkünfte, treffen wir wieder das holländische Paar. Schön wie man sich auf dem Pilgerweg immer wieder begegnet.

Die 10 km sind leicht zu schaffen, trotz der Hitze. Es hat gegen Mittag 28 °. In Sarzay steht ein sehr imposantes Schloss. Die Möglichkeit im Schlossgelände zu schlafen ist der Grund für unseren „faulen“ Tag. So kommen wir gegen 14.00 Uhr im Schloss an. Das Schloss ist von einem alten EDF Manager gekauft worden, der mit all seinem Geld das Ganze versucht zu erhalten. Er steckt viel Mühe in die Renovierung und hat Erstaunliches vollbracht. Ein Lebenswerk vor dem ich den Hut ziehe.

Bei den Presbytern 26.5.

Am Morgen wachen wir recht früh in unserer Herberge auf, da der Pilger im Nachbarzimmer so gegen 6.00 beginnt lauthals zu duschen. Danke aber so ist an ausschlafen nicht zu denken und auch wir machen uns langsam auf den Weg. Der Schlüssel der Herberge kommt wieder zurück zum Campingplatz auf der anderen Seite des Sees und dann geht es in Richtung Innenstadt. Hier ist ein wunderbarer französischer Markt auf dem man von lebenden Federfieh über Fisch und Fleisch fast alles bekommt. Wir kaufen bei einer schlauen Bäuerin ein überteuerten Stück Käse und dieselbe freut sich den Rest des Tages über diesen Coup. Was es auf dem Markt nicht gibt ist ein Bäcker und so kaufen wir uns 2 Croissants, 2 Kaffee und ein Brot für einen Preis, in dem ist der halbe Käse schon mit reingeholt. Dann geht es trotz frühen Aufwachens doch recht spät los.

Wir kommen an einigen kleinen Dörfern vorbei. In keinem gibt es einen Laden, aber in jedem eine Marie. In jeder Marie sitzt eine Dame, die nach Unterbrechung ihres scheinbar privaten Telefonates uns sehr freundlich einen Pilgerstempel in unsere Ausweise drückt. Offensichtlich voll Freude über ihre wichtige Aufgabe. – Ich fühle mich an tschechische Bahngleiswärter, die voll Freude für einen vorbeifahrenden Zug salutierten erinnert.

Pilgern wie in der Jugendherberge, 25.05.

Nachdem wir die Miss Marple Nacht wunderbar verbracht haben, werden wir mit einem Frühstück verwöhnt. Es gibt selbstgemachte Quittenmarmelade und Casis Marmelade und alles ist köstlich. Von hier aus gehen wir unseren Pilgerweg weiter durch Wiesen und Felder, immer den blaugelben Schildern entlang. Der Weg ist verwunschen und wir überqueren eine wunderbare Weise.

Übernachtung irgendwo im nirgendwo 24.05.

Ein wunderbarer Tag, wir laufen heute weniger und so bleibt Zeit für ein wenig Entspannung. Mitten im Wald auf einer Abkürzung des Jakobsweges treffen wir Jost wieder, eine Holländerin, die in Nevers die längere Variante des Weges gewählt hat und nun trotzdem vor uns steht. So laufen wir ein paar Kilometer gemeinsam und freuen uns über die Fügung. Irgendwann müssen wir 1,5 km vom Jakobsweg abweichen und Jost läuft noch ihre 34 km zu Ende, denn am Wochenende holt ihr Mann sie zur Hochzeit ihrer Tochter vom Jakobsweg ab. In einem alten Bauernhof irgendwo im nirgendwo haben 3 Frauen einige Gästezimmer. Dort haben wir eines der Zimmer. Der Garten ist mit Liegen ausgestattet, sodass wir einige Stunden in der Sonne verbringen.- Das können wir nämlich auch.

Da es hier nichts gibt werden wir uns hier ein Abendmahl reichen lassen. Und das ist die Überraschung. Zu einer guten Flasche Rotwein erhalten wir eine typische Kartoffeltarte nach Art des Hauses, dazu Linsen und Pullet Pork. Anschliessend eine Käseplatte und ein Desserts mit Bratapfel und Eis. Lecker, der Tag hat sich sehr gelohnt.

Canal de Berry / Saint Amand Montrond-23.05.

Der Tag heute ist geprägt vom Kanal. Nach einem prächtigen Frühstück mit unseren holländischen Freunden, geht jeder von uns in seinem Tempo von der Herberge los. Es geht entlang des Canal de Berrie, der eigentlich schön angelegt ist. Allerdings geht auch der schönste Kanal nach einem Tag entlanglaufen in Langeweile über. Immer die selbe Aussicht, nach 1 km eine Staustufe und dann weiter. Zum Mittag schleichen wir uns in ein Städtchen und ergattern uns ein wunderbares Picknick. Lecker sind auch die einfachen Mahlzeiten.

Gegen Nachmittag kommen wir in Saint Amand Montrond an. Hier haben wir ein wunderschönes Gästezimmer. Da unsere Gastgeber noch nicht da sind, erkunden wir erst die Stadt. Eine schöne Altstadt mit einigen geschichtsträchtigen Häusern. Am besten hat mir jedoch die Kirche aus dem 12. Jhdt gefallen, mit ihren bunten und sehr eindrücklichen Kirchenfenstern, die mit Orgelmusik präsentiert wurden.

KANAL und eine Hobbithöhle -22.05.

Nach einem guten Frühstück und einer versuchten Pannenhilfe bei zwei Fahrradpilgern, geht es heute den Kanal entlang. Der Weg ist unspektakulär. Wir laufen immer weiter den Kamal entlang, teilweise durch mannshohe Herbes – wie die Franzosen ihr Gras nennen und so entdecken wir die kleinen Dinge, wie Insekten umd Eidechsen, die auf den Brückenmauern den ersten Sommerstrahlen huldigen.

Den Abend verbringen wir in einem Gästedachstuhl, der mit 6 Betten für uns beide ein wenig überdimensioniert ist. Er gehört einer freundlichen Töpferin, die uns auch bereitwillig ihr Atelier zeigt. Im Garten hat sie ein weiteres Gästezimmer, in einer organisch anmutenden Art Höhle mit einem komfortablen Doppelbett, das sehr gemütlich aussah.

Zu unserer Überraschung trafen wir hier das holländische Ehepaar, Ellen und Marco, wieder. Sie hatten sich diese ungewöhnliche Schlafstätte gesichert. Wir verbrachten so einen angenehmen Abend.

Wald und ein Zimmermann. -21.05.

Heute geht es nach Sancoins, einem kleinen Ort am Berrykanal. Ausgehend von unserem Froschhotel, geht es den Kanal entlang. Nach einer Weile biegen wir jedoch rechts in den Wald ab. Es geht durch ein Waldgebiet, welches von Alleen durchzogen ist. Man kann sich gut vorstellen, dass hier einst ein absolutistischer Herscher mit seiner Kutsche zur Jagd ausgefahren ist. Der ganze Wald ist in Quadrate aufgeteilt, die hin und wieder mit Diagonalen durchzogen sind.. So kommt es, dass die Wege senkrecht aufeinander treffen und an einige Stellen sogar 8 Wege sternförmig zusammenkommen. Da die Zeit der absoluten Herrscher allerdings vorbei ist, sind die Wälder auch nicht mehr überall gleich gepflegt, so dass auch hier sich die Natur- wie auf unserer ganzen Reise zurücknimmt, was der Mensch hier verlässt.

Am Abend kommen wir in dem kleinen Städtchen Sancoins an. Hier hat es kleine Läden und auch einen Supermarkt. Diese können wir zwar nicht in Anspruch nehmen, da Sonntag ist und deshalb alles zu hat, aber gegenüber der Kirche ist das Logis de France zum heiligen Josef. In dem haben wir heute ein Hotelzimmer. Es ist geschmackvoll eingerichtet und hat eine Badewanne. Herrlich. Hier essen wir auch wunderbar zu Abend in einem schönen Innenhof.

Schneewittchen und Dschungel -20.05.

Heute haben wir nur ein halbes Programm. Wir nehmen uns einen halben Tag Zeit für die Stadt Nevers und ihre Hauptattraktionen. Wir beginnen mit der Heiligen Bernadette, der jungen Frau, der in Lourdes Maria erschienen sein soll. Sie ist im Klostergelände, das inzwischen zum Wallfahrtsort verkommen ist, aufgebahrt. Ihr Leichnam, der 50 Jahre unter der Erde lag und nun in einem goldenen Glassarg zu bestaunen ist, ist vollkommen unverwest. Die ganze Szenerie ist mehr als skurril. Schneewittchen hätte an dieser Schlafstätte ihre helle Freude.

Nach diesem Erlebnis machen wir uns auf die Stadt zu erkunden. Wir schlendern durch die mittelalterlichen Häuser mit ihrem eigenen, mir französisch erscheinenden Charme, aus fantastisch renovierten Perlen der Geschichte in mitten von langsam mehr oder weniger verfallenen oder mühsam intaktgehaltenen Gebäuden mit vermutlich nicht weniger Geschichte. Wirklich glanzvoll sind das Palais Ducal und die Cathedrale de Saint Juliette, die durch ihre modernen Fenster und den besonderen Aufbau erstrahlt. Ein besonderes Detail ist das Gitter zum Hochaltar, welche von Wildschwein und Ähren verziert ist. Besonders erschien uns auch der Kreuzweg, der auf Keramiktafeln aufgemalt war.

Im Anschluss begeben wir uns in Richtung Loire und mit dem Gang über die Loire-Brücke verabschieden wir uns von der sehr schönen Schneewittchen-Stadt und laufen entlang der Loire – Auen nach wenigen Metern durch verschlungenen Pfaden und fast Dickicht. Man befindet sich plötzlich wie im Dschungel.

Loire Brücke

Später kommen wir noch an einem kleinen Ort mit einem besonderen Heldendenkmal und an einer Kanalbrücke vorbei. Hier kann ein Schiff die Loire über eine Brücke überqueren und dann anschließend über eine Schleuse auf gleicher Höhe wie die Loire in anderer Richtung zu ihr weiter fahren.

Der lange Marsch – 19.05.

Der Morgen beginnt wie der Abend endete, einfach bezaubernd mit einem herrlichen Frühstück. Gegen 9.00 Uhr verlassen wir das Anwesen nicht ohne ein Abschlussfoto zu machen.

Jost, Nils, Sabine, Laurent, Ellen & Marco Gemeinschaft für eine Nacht

Der Weg ist heute besonders lang. Wir beginnen zu fünft und die Holländer legen ein ordentliches Tempo vor. Der Camino bewegt sich weiter durchweg auf geteerten Straßen. Nach der ersten Rast lassen wir uns zurückfallen. Nach 14 km haben wir ca. die Hälfte unseres Weges hinter uns. In der größeren Stadt Guergny kaufen wir uns in einem Supermarkt etwas zu Essen. Danach sind wir wieder auf der Straße. Gegen 16.00 Uhr holen uns die drei Holländer von hinten wieder ein, die uns am Morgen abgehängt hatten. Ihre Mittagspause war wohl ein wenig länger. Aber so ist das, jeder läuft seinen Camino in seinem Tempo. Gegen 18.00 Uhr kommen wir nach 28,4 km in der Stadt Nevers an umd fallen dann nur noch ins Bett.

Zwei Konzepte – 18.05.

Nach der Nacht in unserem Pilgerhotel der einfachen Art in Saint Riverien, gehe ich in den speziellen Supermarche um die Ecke. Super an diesem Markt ist jedoch, neben dem Mut des Mannes, einen Laden zu eröffnen der nichts beinhaltet, die Tatsache, dass hier in einem gefühlt ausgestorbenen Dorf so etwas wie ein Laden betrieben wird und wir so zu dem Genuß von frischen Chroissants kommen. Als mich der Mann jedoch fragte, ob ich von seinem Buissneskonzept überzeugt sei blieb mir Sprache weg. Hatte ich in meiner deutschen Art gar kein solches entdecken können. Ich antwortete freundlich, ich hätte so etwas noch nie gesehen. Er erzählte mir stolz er wäre mal in Griechenland gewesen und hätte es sich dort abgeschaut. Soweit hierzu.

Die Kirche in Saint Riverien stand heute offen. Ob dies am Feiertag oder an den Handwerkern im Dachstuhl lag ist für einen einfachen Pilger nicht zu erkennen gewesen. Das passende Gemälde hing jedoch über dem Kirchenausgang – mehr mit Absturz drohend, denn erbaulich.

Himmelfahrtskomando Bild in Saint Riverien.

Der weitere Pilgerweg ging heute hauptsächlich auf Asphaltstraßen und machte die Pilgerung zu einem Erlebnis der Bürde. Der kleine Weiler Moussy entschädigte den Weg mit einer illustren Sammlung von Jakobsmuscheln die gefühlt vom ganzen Dorf gestaltet wurden. Eine kleine Auswahl findet man hier.

Den nächsten größeren Ort Guly haben wir für die Mittagspause erkoren. Hier gibt es mehrere Schlafplätze, Hotels und Gaststätten und einen richtigen Supermarkt. Es scheint jedoch ein sehr katholischer Ort zu sein. Jedenfalls nehmen sie es mit dem Feiertag sehr ernst. Der Supermarkt hat geschlossen – die Restaurant’s auch. In einer Bar bekommen wir mit Mühe ein Bier und einen Kaffee. Danach setzen wir unsere Reise fort zu einem Donativo, ein wenig ab von der Route. Zu unserer Enttäuschung geht es weiter auf einer stark befahrenen Hauptstraße 3 km. Doch der Tag hatte noch etwas mit uns vor. Die Adresse führt uns bis vor ein Tor. Wir klingeln und eine Haustürkammera geht an. Niemand sagt etwas und wir wissen nicht so recht. Aber nach einer Weile kommt jemand mit einem Traktor vorbei. Es ist Laurent, der Hausherr der uns bittet bis zu seinem Haus den Weg zu folgen was wir sehen, ….

Laurent entpuppt sich als ein sehr großzügiger vermögende Lebemann, der uns und die 3 Holländer, die wir in der Nacht zuvor in der Herberge kennengelernt hatten, verwöhnt. Wir können es nicht fassen, es gibt teure Weine, ein leckeres Menue mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise sowie einer anschließenden reichhaltigen Käseplatte. Wir sind sprachlos. Es wird ein toller Abend, der uns für die Mühen des Tages mehr als entschädigt und uns das Gefühl gibt ein besonderes Glück zu haben.

Nicht allein – vernetzt 17.05.

Heute begannen wir den Tag mit einem köstlichen Frühstück. Kurz vor 9.00 Uhr schließen wir das Refugium ab und bringen den Schlüssel zurück zum Rathaus. Nun begeben wir uns auf unsere Wanderung durch kleine Weiler und Wiesen und Felder. Auf vielen kleinen Straßen gehen wir weiter dem Zeichen der Muschel folgend. Es ist ruhig, die Blumen blühen und man geht so seinen Gedanken nach. Langsam kommt zur äußeren Reise nun auch die innere Reise. In der Welt um uns diskutiert man über eine Kampffiegerallianz und wir gehen durch die scheinbar friedlichste aller Welten. Aller Kampf und Krieg erscheint so sinnlos, um all den Besitz, in einem Land in dem jedes zweite Haus leer zu stehen scheint. Man fragt sich, warum gehe ich nach Compostela? Sollte man nicht nach Moskau laufen um um Frieden zu bitten – wie einst Franz von Assisi zum Sultan nach Jerusalem reiste um zu reden?

Oder ist das schon wieder eitel und eine Anmassung – typisch deutsch ohne Rolle in der Weltgeschichte geht es nicht. – Aber es wäre ja nicht für mich, sondern wegen der Opfer auf allen Seiten. Oder sollte ich doch abschalten, das Leid zur Seite schieben, das Leben genießen? Geht das? Ist das Verrat an einer Idee? Große Fragen,] die die Rückbesinnung auf das eigene Wesentliche stören.

So kommen wir nach 18km in Saint Reverien an. Das Pilgerherberge ist die alte Post am Marktplatz mit einem Wohn-, einem Esszimmer und verschiedenen Schlafsälen. Es sieht so aus als hätten wir auch in dieser Nacht unser eigenes Zimmer.

In der Kürze… Dienstag, 16.05.

Um acht Uhr am Morgen gehen wir zum Frühstück. Wir treffen die Mitpilger und es gibt Brot und Marmeladen, dazu Tee und Kaffee. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt bei gregorianischen Gesängen und jeder ist ein guter Zuhörer und ein Ideengeber. Eine zauberhafte Stimmung. Im Anschluss geht es ans Packen. Heute sind wir nur eine kurze Strecke unterwegs. Zum Abschied geht dann jeder wieder allein. Die Hausbewohner geben uns eine Wegkarte mit, ein Motto das uns  für den heutigen Tag und darüber hinaus begleiten wird.  Auch das macht diese Pilgerherbergseltern zu etwas besonderem. Hier geht es nicht um die Versorgung, sondern auch um das geistig, religiös spirituelle Erlebnis. So haben sie auch ein Set an Pilgerbegleitkarten verfasst von denen wir gerne ein Set mitnehmen.

Der Weg ist heute sehr abwechslungsreich mit vielen kleinen Weilern und auffallend vielen Tieren. Wir kommen an einem kleinen Pumpenhaus vorbei, in ihm steht ein renovierter Pumpenwagen. Im nächsten Dorf steht ein Waschhaus mit Umzugswagen und die Wände sind als Bibliothek umgebaut.

Gegen 13.30 Uhr erreichen wir Corbigny, einen größeren Ort auf dem die städtische Gemeinde eine Pilgerunterkunft mit sechs Betten stellt.

Hier treffen wir Mariette, die auch schon mit uns in Chemin wohnte. Sie ist Französin aus der Bretagne und sie weiß, wie wir hier zu unserer Unterkunft kommen bzw. wie wir einen Schlüssel dafür erhalten. Wir folgen ihr auf die Marie und für 12,50€ pro Person erhalten wir ein Zimmer mit Küche und Bad. Mariette laden wir zum gemeinsamen Abendessen ein, ein selbstbezaubertes 4 Gänge Menü mit tollen Gesprächen.

https://www.komoot.de/tour/1120365802?ref=aso

Die Erste Etappe auf dem Camino Limovicensis Mo. 15.05.2023

In der Pilgerherberge gab es schon 7.00 ein einfaches Pilgerfrühstück und einen großen Kaffee. Da mussten schon die Betten abgezogen und der Rucksack gepackt sein. Wir starteten 7.40 Uhr zur Capelle der Franziskaner, da die Nonnen Montag ihren freien Tag in der Woche haben und kein Gottesdienst in der Basilika stattfindet. Nach einem Gottesdienst bei den Franźiskanerpatern erhalten wir den Pilgersegen. Der Gottesdienst war auf Französisch und wir verstanden sehr wenig, aber allein das Brot zu teilen und gemeinsam zu beten tat gut. Dann ging es in Einsamkeit über die Felder. Wir wollten ein wenig von den 25 vorhergesagten km abkürzen und verloren dabei den Jakobsweg. Dafür entdeckten wir wunderschöne Wege und liefen über 5h am Stück 23 km nach Le Chemin. Die Ausblicke, Rückblicke und die traumhafte Landschaft und Natur entschleunigte vollkommen. Jedoch der letzte Kilometer nach Le Chemin war ein steiler Anstieg. Doch die Ankunft in der Pilgerherberge L’Esprit du Chemin von Arno und Huberta übertraf alles. Dieses zauberhafte Haus, die Herzlichkeit von Weerle, der Freiwilligen und der Herbergseltern tat uns sehr gut. Die Herberge ist wunderbar ausgebaut, sehr sauber und geschmackvoll eingerichtet. Arno und Huberta, ein Holländisches Paar betreiben gemeinsam die Herberge, die sie zusammen mit freiwilligen ein halbes Jahr offen halten. Alles geht hier auf Spendenbasis und doch ist es so organisiert, dass es für sie ein Auskommen gibt, faszinierend. Wie erleben zwei Menschen die ihren Traum leben.

Gemeinsam aßen wir zu acht zu Abend. Ilona, eine 59 jährige Niederländerin, die am 1.Mai zu Hause mit dem Fahrrad losfuhr und im Juni zu ihrem 60 Geburtstag in Santiago ankommen möchte hat uns sehr beeindruckt. Eine wunderschöne Gemeinschaft für einen Tag.

Auf nach Vezelay 14.05.23

Gut ausgeruht beginnen wir den Tag mit einem ausgiebigen Frühstück. Unsere Sachen waren schnell gepackt und wir machten uns auf den Weg. Nachdem die Zimmersuche gestern so reibungslos geklappt hat sind wir frohen Mutes und gehen unseren Camino. Durch wilden Wald geht es entlang des Weges vorbei an einem verlassenen Kloster in Richtung St. More wo wir uns eine Herberge suchen wollten. St. More hat zwar ein verwunschenes Schloss und eine Pizzaria, allerdings keine Herberge. So entschließen wir uns bei AirBnb im 5km entfernten Nachbarort mit 2 Herbergen ein Plätzchen zu suchen.  Nachdem wir nach 25km dort ankommen hat das Abnb geschlossen und ist eine verlassene Ruine die zweite Herberge ist sehr edel und uns jeden Preis wert. Leider macht man uns dort erst gar nicht auf. Enttäuscht und erschöpft müssen wir uns auf die nächsten 8km bis Veselay. Um so erlöster kommen wir in Veselay an. Die Franziskanernonnen (bzw. deren Freiwillige) nehmen uns herzlich auf, teilen mit uns das Abendessen und geben uns zwei Betten in geschlechtlich getrennten Schlafsäalen. Ein echtes Pilgererlebnis und ich schnarche mit 5 anderen Männern köstlich um die Wette. Sabine hatte den Frauenschlafsaal ganz für sich allein.

Bonne Camino

13.05.2023

Nach einem wunderbaren Frühstück in Hotel machen wir uns auf den Weg. Unsere erste Etappe für dieses Mal startet in der Stadt Auxerre. Wir Pilgern schnell an einer wunderbaren Allee aus dem Städtchen. Über verwinkelte Pfade schleichen wir hinaus in die Wildniss. Auf einem Trampelpfad geht es auf einen gegenüberliegenden Hügel entlang einer wunderbaren Orchideenwiese. Hier finden wir: Bocksriehmenzunge, Purpur Knabenkraut und Hummelragwurz.

Eine Bildzusammenfassung des Tages seht ihr hier: https://t1p.de/ge524

Nach einem Picknick an einem Campingplatz überraschte uns ein kräftiger Regenschauer. Zum Glück konnten wir uns unterstellen. Später schafften wir es, uns mit den Gedanken, den Regen vom Leibe zu halten. Insbesondere Sabine war darin recht gut. Bei einem Chateau sahen wir eine Kunstausstellung des Malers Pierr Merier

Darauf ging es weiter durch Wald und Feld und uns überraschte ein schreckliches Gewitter mit Blitz, Donner und Regen. Schnellen Fußes und pitschnass schleppten wir uns in den nächsten Ort Accolay, in dem wir eine herrliche Herberge  nach ca. 23 km zu Fuß fanden. Nach Dusche bzw. einem wohligen Bad verbrachten wir den Abend bei einem göttlichen Menue. Ein Zimmer finden auf gut Glück hat heute funktioniert.

Wir sind dann mal Weg
12.05.2023

Jetzt geht es los. Das Pilgerfieber lässt uns mal wieder nicht los. Nachdem wir uns gegen 22.00 Uhr von unseren PCs reißen, schnappen wir unsere Rucksäcke und packen ein. Aber eigentlich packen wir laufend aus. Denn die Devise heißt Gewicht sparen. Alles was wir mitnehmen, müssen wir drei Wochen lang herumtragen. Gleichzeitig tragen wir unsere Gedanken zu unseren Jobs mit uns herum. All das wollen wir nun los werden und so ziehen wir mit unserem Marschgepäck Richtung Bahnhof.

Wir fahren zunächst über Saarbrücken nach Paris.  Vom Bahnhof Est müssen wir dann zum Bahnhof Bercy direkt neben dem Gare de Lyon.

So machen wir unsere ersten Schritte, 5 km in einer Stunde quer durch Paris, bereits am Anreisetag. Mit dem Regionalzug geht es dann nach Auxerre, einer kleinen aber feinen Universitätsstadt  im Department Yonne.

Bei einem kurzen Spaziergang durch die Stadt sehen wir das bunte Tor, welches sich über die Fußgängerzone spannt. Es war sehr schön, durch diese alte Stadt zu schlendern.

Wir übernachten in dem Hotel, in welchem wir unsere letzte Pilgeretappe im Oktober 2022 beendet haben. Das Hotel Les Marechaux mutet sich sehr britisch an.

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